Die Regierung des Virus

Um gut mit der Pandemie umzugehen, ist sowohl fundiertes Wissen über das Virus – seine Biologie, seine Epidemiologie – gefragt, wie auch über die Kosten und Folgen von sozialer Distanzierung, Grenzschließung, Überwachung, Ausgangssperren und Schul- und Kitaschließungen. Über beides wissen wir immer mehr. Und doch, es ist noch immer relativ wenig. Wir befinden uns in einem Experimentiermodus – ob wir wollen oder nicht.
Während sich weiterhin auf allen Ebenen moralischer und politischer Druck entlädt, ist die politische und wissenschaftliche Auseinandersetzung diverser geworden. In diesem Spannungsfeld wird recht deutlich zu Tage befördert, welche Kriterien für „gutes Regieren“ bereitstehen und welche Vorstellungen von sozialer und globaler Ordnung besonders schnell zu Hand sind. Wer sich die Seuchengeschichte des 19. Jahrhunderts heranzieht, erkennt, zumindest was die zirkulierenden politischen Rationalitäten betrifft, so manches wieder.

(mehr …)

Kitas bleiben in der Krise – vor und nach der Corona-Pandemie

In Berliner Kitas soll schon in weniger als zwei Wochen der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden. Dieser Schritt kommt für Familien zu spät und wirkt zugleich überstürzt, unterfinanziert und planlos. Die Corona-Pandemie verschärft die ohnehin virulente Kita-Krise. Die Leidtragenden der Situation sind überwiegend Mütter. Ihre Benachteiligung im Beruf und auf dem Arbeitsmarkt hat sich noch verstärkt.

(mehr …)

Entlastung statt Lohnersatz Corona

Lohnersatz statt Kinderbetreuung lässt Geschlechterverhältnisse und soziale Ungleichheiten unberücksichtigt und verschiebt die Last an Frauen. Lohnersatzleistungen sind weder ein gleichstellungspolitisch geeignetes Instrument, noch gleichen sie soziale Ungerechtigkeit aus. Sie sind deshalb auch in der Pandemie keine adäquate Reaktion auf den Ausfall einer Kinderbetreuung. Schon vor der Krise haben Frauen mehr als zwei Drittel der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit geleistet. Gesellschaftliche Ungleichheiten verstärken sich in Krisen. Das betrifft auch die Geschlechterverhältnisse.

(mehr …)

Corona und soziale Reproduktion im Kapitalismus

Den Gesundheits- und Pflegeberufen werden in der aktuellen Corona-Krise viel Solidarität und Anerkennung entgegengebracht – zumindest rhetorisch. Bei den so genannten systemrelevanten Berufen wird dessen mangelnde Bezahlung und fehlende Ausstattung auf einmal breit thematisiert. Der aktuelle Diskurs um die Ausbreitung von COVID 19 und dessen gesundheitspolitische Folgen macht besonders deutlich, wer sich um unsere Gesundheit und Versorgung kümmert und damit das gesellschaftliche und menschliche Leben aufrechterhält. Zu über 80 Prozent arbeiten Frauen in ‚systemrelevanten‘ Berufen. Diese Berufe sind aber gleichzeitig schlecht bezahlt, haben prekäre Arbeitsbedingungen und sind von Überlastungen und Personalmangel gekennzeichnet. Das ist keinesfalls neu. Die Krise der sozialen Reproduktion und ihre sozialen und geschlechtsspezifischen Auswirkungen werden schon lange von feministischen Politikwissenschaftlerinnen, Ökonominnen und Aktivistinnen diskutiert und kritisiert. Nun werden diese feministischen Themen und Anliegen, Corona sei Dank, erstmals öffentlich anerkannt und breit diskutiert.

(mehr …)