Lohnersatz statt Kinderbetreuung lässt Geschlechterverhältnisse und soziale Ungleichheiten unberücksichtigt und verschiebt die Last an Frauen. Lohnersatzleistungen sind weder ein gleichstellungspolitisch geeignetes Instrument, noch gleichen sie soziale Ungerechtigkeit aus. Sie sind deshalb auch in der Pandemie keine adäquate Reaktion auf den Ausfall einer Kinderbetreuung. Schon vor der Krise haben Frauen mehr als zwei Drittel der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit geleistet. Gesellschaftliche Ungleichheiten verstärken sich in Krisen. Das betrifft auch die Geschlechterverhältnisse.

Denn es sind vor allem Frauen, die sich in Folge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie um die Kinder kümmern. Die Bundesregierung hat beschlossen Eltern zu entschädigen, die durch die Übernahme von Kinderbetreuung Lohnausfälle haben. Diese Maßnahme verstärkt allerdings die ungerechte Verteilung von Sorge- und Hausarbeit. Lisa Yashodhara Haller, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Familienpolitik: „Eltern erscheint es wirtschaftlicher, auf das Einkommen der geringer verdienenden Person zu verzichten. Das ist meistens die Mutter. Elterngeld sollte generell die Väter stärker in die Verantwortung nehmen. Nicht selten verhindert die Inanspruchnahme Aufstiegsmöglichkeiten im Job. Auf diese Weise führt das Elterngeld dazu, dass das Einkommen zwischen den Elternteilen weiter auseinander geht.” Frauen können sich entscheiden und sich entweder männlichen Arbeitsweisen anzupassen oder die Krise aufzufangen und in Armut alt zu werden. Es könnte auch anders gehen: Statt nur auf eine individualisierte finanzielle “Entschädigung” von Eltern zu setzen, wäre es sinnvoller, Kitas und Träger von Einrichtungen durch Zuschüsse zu unterstützen. Ziel sollte es sein, eine umfassende Kinderbetreuung für möglichst viele Kinder in kleinen Gruppen zu gewährleisten.

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